Fliegen lernen mit Foreign Fields

Ist es zu früh für Jahresrückblicke? Vermutlich schon. Aber schließlich warten Spekulatius und Lebkuchen im Supermarktregal auch schon seit September auf ihren Einsatz – ich bin also bei weitem nicht die Erste, die zu früh dran ist.

Deswegen kann ich ,Anywhere But Where I Am’ guten Gewissens schon jetzt als eins meiner Lieblingsalben des Jahres bezeichnen. April 2012 erschienen, bildet es das Debüt der fünfköpfigen Band Foreign Fields, deren Mitglieder zurzeit in Nashville leben. Sie selbst beschreiben ihren Stil als ‚Electro-Folk’, was aber eigentlich viel zu oberflächlich ist. Von den ersten Takten an klingt ihre Musik eher wie eine Mischung aus einem tiefen, dunklen See und dem Gefühl, ganz weit oben in der Luft zu schweben und auf eine kleine Welt hinunterzublicken. Eine Welt voller Steine-Ins-Wasser-Werfen und Sandburgen-Bauen.

Eine gute Welt.

Am Neujahrstag des letzten Jahres traf sich die Band in ihrer Heimatstadt Winsconsin, um, anfangs ohne einen konkreten Plan, an ihrer ersten LP zu arbeiten. ‚Anywhere But Where I Am’ ist, was schließlich dabei herauskam. „A year of our lives“, so beschreibt es der Sänger Brian Holl. Er und Eric Hillman bilden den Kopf der Band und machen schon seit acht Jahren zusammen Musik. Im Netz werden sie bereits mit Bon Iver verglichen. Meiner Meinung nach ist das zwar vollkommen berechtigt aber dennoch nicht hundertprozentig treffend. Ihre Lieder fühlen sich eher so, an wie es ist, mit einer Tasse warmem Tee am Fenster zu sitzen während der Regen daran prasselt. Wie alte Fotos angucken. Wie Fliegen lernen.

Ich möchte dieses Album wirklich jedem wärmstens ans Herz legen. Es ist von vorne bis hinten wunderbar und wird mich ganz sicher auch noch 2013 begleiten.

gepostet am by Selma in Bands, Review

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Sechzehn, Sonne, Seifenblasen

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