Kaum zu glauben, dass die Gründung der jungen belgischen Band Balthazar mittlerweile acht Jahre zurückliegt. Während sich die Band anfangs noch auf lokale Band-Wettbewerbe und ihre musikalische Selbstfindung konzentrierte, konnte sie ihr Talent schließlich auch auf internationalen Festivals, wie dem Dockville- oder auch dem Pukkelpop-Festival, unter Beweis stellen.
Balthazar legen viel Wert auf Vielfältigkeit: Die Blasinstrumente gepaart mit den schrägen Tönen der Gitarren und den schweren Beats, die auf die rauchige Stimme des Leadsängers treffen, ergeben Zusammen den poetisch-anmutenden Sound Balthazars, der einen schnell das Gefühl gibt, man säße in einer verrauchten Bar einer längst vergangen Zeit, worauf man den unkontrollierbaren Drang bekommt sich auf die Theke zu stellen um zu dem Rhythmus zu tanzen.
Somit heimste ihr Debüt „Apllause“ eine Menge Lob und – ha! – Applaus ein und legte die Messlatte an Erwartungen für ihr zweites Album „Rats“ (am 12. Oktober 2012 erschienen) sehr hoch.
Rats wurde, wie schon ihr Debüt, von der Band selbst produziert, lediglich das Mixing überließen sie Noah Georgeson, Mixer der Strokes, aus L.A.
Im Vordergrund steht nach wie vor das Verbinden von Orchester-Elementen mit verzerrten Gitarrenriffs und schwirren Basslines, welche auf die schön kratzige Stimme des Sängers Maarten Devolderes trifft. Man merkt erneut, dass Balthazar nicht irgendeiner Indieband nacheifern, sondern etwas Eigenes abliefern wollen. So heben sich zum Beispiel im Opener und der Vorab-Single „The Oldest of Sisters“ die Blaselemente ab, die dem Stück einen jazzigen Anklang geben.
„Any Suggestion“ offenbart dem Hörer zu Beginn kaum mehr als einen schwerfälligen Drum-Rhythmus. Erst nach und nach entwickelt sich der Song zu einem multiinstrumentalen Arrangement, bei dem auch ein Klaviersolo in der Mitte nicht fehlen darf.
Die Band ließ sich, wie sie in einigen Interviews behauptet, von großen Künstlern wie etwa Leonard Cohen beeinflussen. Dies hat zur Folge, dass sie ihre musikalische Qualität in „Rats“ zwar mehr entfalten konnten, dem Hörer aber wenig Neues bieten. An einigen Stellen des Albums bekommt man fast schon das Gefühl, die Band wolle ihre Stücke so kompliziert und experimental wie möglich gestalten, um eine musikalische Weiterentwicklung zu erzwingen. Obwohl – oder vielleicht – besonders dadurch lädt das Album weniger zum Tanzen ein, als noch sein Vorgänger, der mit Songs wie „Throwing a Ball“ oder „Blood Like Wine“ wilde Tänze einläutete. Trotz enormer Livetauglichkeit ist Rats schlicht weniger abwechslungsreich als „Apllause“ es noch war.
Dennoch glänzt Rats, ohne große Hits und große Höhepunkte, als Gesamtwerk. Und vorallem eins geht glücklicherweise nicht verloren: Der besondere Balthazar-Charme mit der Vorstellung von der rauchigen Bar, einer anderen Zeit.
Teilen mit:
About Lea
So jung und schon der Musik verfallen.